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Not a song

Text zur Ausstellung 'Koloman Kann - Waiting for a story, hoping for a song'

Von Christoph Strolz, 2020

Da ist ein türkises Tuch über die Lehne eines Stuhls geworfen. Eine Glasflasche steht auf einem hölzernen Beistelltisch. Dazwischen sitzt: Anscheinend Postl. Mit Kann – dem Maler – verbindet mich eine lange Freundschaft. Postl hingegen: Den kenne ich nicht.

Er muss zuvor den Raum betreten haben. Er hat sich aus einer Jacke geschält. Er ist durchs Zimmer geschlurft, um sich schließlich in den Bürostuhl zu setzen. Postls Laune scheint eine Sache, die im Zuge der Serie nicht unbedingt besser wird.

Bereits in 'Postl' harrt er unerfreulicher Dinge. Dabei ist er Hauptsujet einer Szene, deren seltsamstes Merkmal sein leicht verrutschter Hautton ist.

In 'Postl, Postl' kippen Farben dann ins Kalte. Postl wird verdoppelt. Er nimmt sein Auseinanderfallen recht stoisch hin.

'Postl, Postl, Postl' zoomt deutlich näher. Postls Blicke scheinen zu fragen: „Ist das wirklich Euer Ernst?“

In 'Psopstl' fließen dann alle Postls ineinander. Das wachste Auge fragt jetzt streng von oben. Das dominanteste Ohr ist nach rechts unten gerutscht.

'Psopstl, Postl' rahmt schließlich vierfach. Im Innersten hat sich so etwas wie ein Haupt-Postl konsolidiert. Manches ist gleich, viel hat sich verändert. Verzerrtes und Verzerrung bilden nun gemeinsam ein letztes Bild.

Ob Postl eine Uhr trägt, lässt sich nicht erkennen. Falls ja, wirft er einen Blick auf sie und steht dann mäßig entschlossen auf. Er nimmt das Tuch vom Stuhl und wirft es sich über die Schultern. Müde, aber nicht würdelos, verlässt er schließlich den Raum.

Ich bleibe noch kurz, um drei Bemerkungen zu machen:

(1) Nur ungern spreche ich von „verzerrtem Realismus“, aber es hat Gründe, wenn etwas viel zu naheliegend klingt. Kann verzerrt wortwörtlich wie im übertragenen Sinne. Und seien wir uns doch ehrlich: Ohne dem üblichen Bullshit wird „Realismus“ schnell zu etwas, das vom Konkreten in Kanns Malerei nicht zu unterscheiden ist.

(2) Kanns Bilder sind reflektiert und reflektierend. Sie sind prozesshaft und tasten sich in Serien an ihre Gegenstände heran. Dabei interagieren sie und stehen in Wechselwirkungen zueinander. Ich rede nur deshalb nicht von „Rückkopplung“, weil ich mir ganz sicher keine Kybernetik einfangen will.

(3) Kann planscht nicht im Ironie-Becken. Trotzdem weiß er, dass keine Ironie meistens auch keine Lösung ist. Nichts macht sich hier schwer, bloß um Gewicht zu schinden. Man findet Unernst, ohne suchen zu müssen. Gleichzeitig flackert in Kanns Bildern aber etwas Unheilvolles mit.

Ein Tuch hängt über der Lehne. Eine Glasflasche steht am Tisch. Dazwischen sitzt: Anscheinend Postl. Man merkt vielleicht: Kann kenne ich seit ewig. Postl hingegen: Ich kenn ihn nicht.