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Textbilder

Koloman Kann, Wien 2011

Die meisten meiner seit 2010 entstandenen Bilder können als malerische Parodien textlicher Praktiken und als visuelle Antworten auf konkrete Texte verstanden werden. Das heißt, dass das Grundmaterial je ein Aufsatz, ein Buch oder mehrere Arbeiten eines Autors sind, die sich mit Kunst und Bildern – oft in Beziehung zu Text und anderen verbalen Diskursen – beschäftigen. Hauptsächlich habe ich Texte ausgesucht, die eine gewisse „Wichtigkeit“ bzw. Diskursmacht innerhalb des Kunstfeldes besitzen. Sie waren von verschiedenen Autoren wie Alain Badiou, Roland Barthes, Arthur Danto, Nelson Goodman, Clement Greenberg, W.T.J. Mitchel, Jacques Rancière oder Susan Sontag.

Nach einer ersten Lektüre, bei der ich im Wesentlichen entscheide ob ich eine Antwort malen möchte, lese ich den Text ein zweites Mal sehr genau um ein detailliertes Exzerpt zu erstellen. Dieses Exzerpt wird dann Schritt für Schritt reduziert und umstrukturiert. Der Umstrukturierungsprozess ist eine Mischung aus Zusammenfassung, Analyse und Kritik die um Fragen strukturiert ist, die logische, soziale, ideologische, normative und rhetorische Aspekte adressieren. Er ist auch eine Art erste Text-Montage mit dem Ziel, bildliche Elemente zu entwickeln, wie z.B. Etikettierpistolen, ein Gameshow-Setting, eine historische Druckerpresse, ein Genrebild, ein gestelltes Portrait „des Künstlers“ oder oftmals Sätze und Wörter. Die Bildkomposition besteht aus einer zweiten visuellen Collage, in der ich diese Bildelemente nach den Textnarrativen und meiner Haltungen dazu arrangiere. Diese Collagen mache ich teilweise digital, teilweise anhand von Papierzeichnungen, die ich auf die Leinwand transponiere.
Der letzte Schritt des Prozesses ist die malerische Ausführung mit Öl- auf Acryl-Schichten. Während die Komposition einen sehr intellektuell-konstruierten Stil ausstellt, sind die Farbschichten in einem sichtbar „schmutzigen“ Pinselduktus gehalten um eine gewisse widersprüchliche Spannung zu erzeugen, wodurch die Arbeiten immer hinterfragbar bleiben sollen. Sie geben weder vor, eine Art analytisch-objektives Statement zu sein, noch sollen sie als Ergebnis authentischer subjektiver Gesten verstanden werden, die jenseits jeglicher Diskussion stünden. Weiters verwende ich immer ein relativ kleines quadratisches Format und einen gemalten Rahmen um eine distanzierte Rezeption nahe zu legen im Gegensatz zur Erzeugung überwältigender Sensationen. Alles in Allem sollen die Malereien für verschiedene Gedanken und Assoziationen offen bleiben – auch für jene, die nicht mit den beantworteten Texten vertraut sind.